Die NAJU bringt sich in vielen verschiedenen Bereichen des Natur- und Umweltschutzes ein. Damit ihr wisst wo wir stehen, haben wir zahlreiche Positionspapiere verfasst.
Diese findet ihr mit einer kurzen Erklärung und dem Downloadlink auf der Internetseite des NAJU Bundesverbandes.
Positionspapier Nutzhanf
Definition:
Etwa 1,2 Millionen ha der Gesamtfläche Sachsen-Anhalts werden landwirtschaftlich genutzt. Ein großes Problem stellen hierbei der hohe Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln, sowie der Anbau von Monokulturen dar. Diese nicht ökologische Agrarwirtschaft bewirkt einen starken Rückgang der Biodiversität, was wiederum mit negativen Folgen für das gesamte Ökosystem einhergeht. Eine durchaus nachhaltigere und ökologisch günstigere Lösung wäre der Anbau von Nutzhanf. Die NAJU Sachsen-Anhalt erachtet deshalb eine ökologischere Landwirtschaft zum Schutz der Biodiversität und des Erhalt von Ökosystemen als wichtig.
Um dies zu erreichen, fordern wir eine zunehmende Kultivierung von Nutzhanf (Cannabis sativa L.) für:
1. den Schutz unserer Biodiversität
2. eine Verbesserung der Bodenqualität
3. Einsparung von Wasser
4. eine nachhaltigere Papierherstellung und zum Schutz unserer Wälder
5. eine ressourcensparende Textilproduktion
6. ein alternatives närhstoffreiches Lebensmittel
7. eine begleitende therapeutische Verwendung in der Medizin
Begründungen:
Zu 1.: Nutzhanf enthält viele Cannabinoide (u.a. THC (Tetrahydrocannabinol, CBD (Cannabidiol) und Terpene (sekundäre Inhaltsstoffe), welche als pflanzeneigene Abwehrstoffe fungieren und somit eine insektizidähnliche Wirkung haben1 . Daraus resultierend kann Nutzhanf ohne größeren Einsatz von Pestiziden kultiviert werden. Durch den Verzicht von Pestiziden ist
Zu 2.: Innerhalb eines Jahres sind die Pflanzen in der Lage verseuchte Böden wieder mit Nährstoffen anzureichern. Dieser ist dann für weitere Anbaukulturen verwendbar.
Zu 3.: Aufgrund seiner langen Pfahlwurzeln, die bis zu 3m tief in den Boden reichen7 , ist Nutzhanf in der Lage, Wasser auch aus tiefen Bodenschichten zu holen eine höhere Biodiversität möglich. und verbraucht somit weniger Wasser im Anbau.8
Zu 4.: Aus Hanf lässt sich fünfmal so viel Papier herstellen, wie aus Holz, da die Pflanzen innerhalb von 120 Tagen eine Wuchshöhe von bis zu 4 m erreichen. Diese können dann bis zu dreimal im Jahr geerntet werden. Im Vergleich dazu braucht Holz etwa 80 Jahre, bis es für die Industrie nutzbar ist.3
Zu 5.: Hanf steht für eine nachhaltigere Alternative der Textilproduktion, da pro 1m3 genutzten Wassers durchschnittlich 2,4 kg Trockenmasse gewonnen werden, von denen etwa 60% Fasern darstellen. Im Vergleich dazu produziert Baumwolle bei gleicher Wassermenge durchschnittlich nur 0,4 kg Trockenmasse.4 Die Nutzhanffasern sind dreimal so reißfest, wie Baumwollfasern.
Zu 6.: Nutzhanf kann als Nahrungsmittel konsumiert werden. Daraus kann man z.B. Hanfmehl, Gebäck, Brot oder Hanföl herstellen. Des Weiteren sind alle essentiellen Fettsäuren enthalten, von diesen sind 90% ungesättigt. Hinzukommen viele Vitamine und Proteine. Darüber hinaus enthält Hanf mehr Eiweiße als Chia- oder Leinsamen, weshalb es sehr gesund und nahrhaft ist.1
Zu 7.: Nutzhanf hat sich mittlerweile auch in der Medizin etabliert. So kann es durch seinen CBD-Gehalt, therapeutisch begleitend, schmerzlindernd wirken. Ebenfalls kann die Pflanze entzündungshemmende, angstlösende, beruhigende oder regulierende Wirkungen haben5 und wird so auch in der Therapie bei Epilepsie, Krebserkrankungen, chronischen Schmerzen, Angststörungen, Schlafstörungen und Stress eingesetzt.6
1https://www.dw.com/de/ist-hanf-wirklich-eine-wunderpflanze/a-50613751
2https://www.dinafem.org/de/blog/cannabis-aufbereitung-verseuchte-boden/
3 https://www.wwf-jugend.de/blogs/11392/8287/papier-aus-hanf-oder-holz-ist-das-eine-frage
4 https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/hanf-eine-wassersparende-alternative-zur-baumwolle/
5 https://www.krankenkassenzentrale.de/wiki/cannabis
6 https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/wie-gut-wirkt-cannabis-als-medizin/
7 https://www.agrarheute.com/pflanze/ueber-hanfanbau-wissen-sollten-556892
8https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/spezieller pflanzenbau/oelfruechte/
oekologischer-hanfanbau
Positionspapier Gewässerschutz
Definition:
Sachsen-Anhalt besitzt mit Elbe und Saale ein auch für Gesamtdeutschland bedeutsames Flusssystem. Doch auch kleinere Gewässer und Feuchtgebiete stellen besondere Ökosysteme dar, die wegen Eigenschaften wie z.B. Kohlenstoffspeicherung oder Artenvielfalt Schutz benötigen. Der Mensch profitiert von der Erholungsfunktion und dem durch Gewässer entstehendem Mikroklima. Andererseits wird er auch durch Flutkatastrophen bedroht und muss sich davor schützen. Zentral für die Lebensqualität des Menschen ist die Versorgung mit Trinkwasser und Entsorgung von Abwässern, welche auch Einfluss auf Gewässer nehmen. Daher hält die NAJU den Schutz von Gewässern und Feuchtgebieten für notwendig.
Deshalb erachten wir als wichtig:
1. den Schutz des Ökosystems Moor, um dessen Artenvielfalt sicherzustellen
2. die aktive Bekämpfung invasiver Arten
3. angemessene Schutzstreifen zwischen Gewässern und landwirtschaftlichen Flächen
4. Rücksichtnahme auf Ökosysteme beim Bau von Stau- und Schleusensystemen
5. den Ausbau und Erhalt von Übertritt- und Flutschutzmaßnahmen
6. einen naturverträglichen Umgang mit Abwasser
7. einen verantwortungsvollen Schifffahrtsbetrieb
8. die Senkung der Nitratbelastung
Begründungen:
Zu 1.: Moore speichern viel Kohlenstoff und sind Ökosysteme mit vielen seltenen und bedrohten Arten. Die wenigen, die in Sachsen-Anhalt noch zu finden sind, wie das Blumentopfmoor im Nationalpark Harz, müssen geschützt werden. Dafür sollten ehemalige Moorflächen vernässt und unter Schutz gestellt werden.
Zu 2.: Invasive Arten, die heimische Bestände verdrängen und bedrohen, wie es die Schwarzmund Grundel (Neogobius melanostomus) durch ihre Ernährung von Fischlaich, Insektenlarven und Schnecken tut, müssen stärker überwacht und bekämpft werden. Als Methode fordern wir, dass die zuständigen Behörden Arbeitsgruppen für die besondere Behandlung bilden.
Zu 3.: Wenn Ackerflächen zu nah an Gewässern angelegt und bewirtschaftet werden, können zu viele Nährstoffe oder Pestizide in das Gewässer eingebracht werden. Das führt zu einer Eutrophierung des Gewässers. Zum Schutz der Gewässer und zur Vorbeugung muss die gegebene Gesetzesgrundlage1 verschärft kontrolliert werden. Dabei sollten auch Gewässer mit niedrigem Schutzstatus beachtet werden, da auch diese zur Struktur- und Artenvielfalt beitragen, denn Gewässerrandgebiete bilden einen Übergangslebensraum vom Gewässer in das Umland und bieten somit anderen Arten Platz.
Zu 4.: Stau- und Schleusensysteme sind wichtige Wirtschaftsfaktoren, die aber nur schwer mit dem anliegendem Lebensraum in Einklang zu bringen sind. Dazu sollten zum Beispiel Fischtreppen um Schleusen errichtet, ausgebaut und erhalten werden, um Fischwanderung nicht zu behindern. Das Ziel ist der Erhalt von natürlichen und abwechslungsreichen Flussstrukturen und -formen.
Zu 5.: Der aktuelle Flut- und Übertrittschutz von Gewässern in Sachsen-Anhalt ist auf einem guten Weg. Die Deichrückverlegung bei Aken kann als Vorlage für die Verbesserung und den Ausbau gesehen werden. Ausdehnungs- und Polderflächen können Hochwasser abfangen und zwischenspeichern. Dadurch werden Siedlungsgebiete und Infrastruktur geschont und präventiv geschützt. Es entstehen wertvolle Lebensräume.
Zu 6.: Abwässer, die in Flüsse überführt werden, haben auch großen Einfluss auf diese. So können Rückstände von Medikamenten und Hormonpräparaten den Bestand von Fischen und Amphibien beeinträchtigen. Zum Schutz der Arten sollten auch kleinere Kläranlagen modernisiert und auf solche Verschmutzungen vorbereitet werden.
Zu 7.: Die großen Flüsse in
Sachsen-Anhalt, Elbe und Saale, sind wichtige Transportwege für die Schifffahrt. Allerdings beeinträchtigt der durch Motoren entstehende Lärm die Tierwelt und den Erholungswert der Gewässer. Auch
Baumaßnahmen zur Vereinfachung des Schiffsverkehrs können Ökosysteme zerstören. Daher sollten Baumaßnahmen bezüglich wichtiger ökologischer Strukturen auf ein nötiges Mindestmaß reduziert werden.
Ein Flussausbau, der der Schifffahrt dient, ist für die NAJU inakzeptabel, stattdessen sollten Schiffe verwendet werden, die auch bei niederigen Wwasser fahren können.
Zu 8.: Düngemittel werden in der Landwirtschaft stark eingesetzt. Die von den Pflanzen nicht aufgenommenen Nitrate gelangen durch Auswaschung ins Grundwasser und stellen dort eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung dar. Zum Schutz des Grund- und Trinkwassers und dementsprechend zum Schutz umliegender Gewässer muss Düngemittelmenge reduziert werden und auf den Bedarf der Pflanzen eingestellt werden.
1 Wassergesetz LSA §50
Die NAJU Sachsen-Anhalt hält das TTIP-Papier in seiner vorliegenden Form aus ökologischen und naturfachlichen Aspekten für kritisch und überarbeitungswürdig. Insbesondere sind uns wichtig:
Das Positionspapier des NAJU-Bundesverbandes zum TTIP-Freihandelsabkommen findet ihr hier.
Unsere Projekte werden durch das Landesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung finanziell gefördert.
Wattenmeer 2017
Kanutour 2017
Externe Galerie